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Halbe
Waldfriedhof Halbe
Kesselschlacht von Halbe
In den letzten Apriltagen 1945 tobte 40 Kilometer vor den Toren Berlins eine vernichtende Schlacht. Es schien damals, als sollte noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges alles aufgeboten werden, was dieses Völkermorden an Schrecken und Entsetzen zu bieten hatte. Erst am 1. Mai 1945 schwiegen im Kessel von Halbe die Waffen. Es herrschte Friedhofsruhe im wahren Sinne des Wortes. Mehr als 40 000 Tote blieben zurück – "fünf Minuten vor zwölf" noch von einer gewissenlosen Führung ins Verderben getrieben.
Das warme Wetter in den ersten Tagen des Mai 1945 begünstigte den Verwesungsprozess der Leichen und somit war bei der Bestattung der Toten Eile geboten. Um der Seuchengefahr zu begegnen, verfügte die örtliche sowjetische Besatzungsmacht, dass unter Einbeziehung der Bevölkerung (Greise, Frauen und Jugendliche) und Kriegsgefangener die Toten an Ort und Stelle, einzeln oder in Massengräbern, in Gärten oder Granattrichtern sofort begraben wurden. In den Wäldern und an den Wegerändern entstanden so zahlreiche provisorische Grabstätten. Sogar in den Gärten der Dorfbewohner wurden nicht wenige Einzelgräber angelegt.
Entstehung des Waldfriedhofes Halbe
Erst 1951, sechs Jahre nach Ende der Kesselschlacht, begann die Vereinigung der im weiten Umkreis von Halbe verstreut liegenden Gräber auf einem Zentralfriedhof. Das Land Brandenburg führte diese Aktion gemeinsam mit der Kirche durch. Diese schuf im Ort eine Einzelpfarrstelle, die mit großem Engagement von Ernst Teichmann (1906 - 1983) ausgefüllt wurde, der 1947 bei einem Besuch in Halbe die provisorischen Gräber gesehen und von den zahllosen Toten in der Umgegend gehört hatte. Er kam in den Jahren von 1948 bis 1950 immer wieder an diesen Ort zurück und begann, mit Unterstützung der Halber Einwohner und einiger Forstarbeiter, Grab für Grab zu suchen und zu erfassen.
Im Herbst 1951 wurde dann mit dem Bau des Zentralfriedhofes begonnen. Zur selben Zeit ließ sich Pfarrer Teichmann von Schierke im Harz nach Halbe versetzen und übernahm sowohl die Pfarrstelle als auch die Gräberfürsorge. Unter tatkräftiger Hilfe der Bevölkerung und gegen den anfänglichen Widerstand örtlicher Behörden schloss er die Registrierung der bisher bekannten Gräber ab.
Das Friedhofsgelände
Ganz in der Nähe von Halbe befand sich ein Waldgelände von sieben Hektar, das groß genug war, um bis 1956 alle vorgesehenen Umbettungen aus der Gegend des Kessels aufzunehmen. Die Anlage mit ihren elf großen Grabfeldern wurde von Walter Funcke und Karl Foerster gestaltet.
Auf dem Waldfriedhof Halbe mit seinen elf großen Grabfeldern ruhen heute rund 24 000 Opfer der Kesselschlacht von Halbe – neben Soldaten und Zivilpersonen, auch andere Opfergruppen, darunter sowjetische Zwangsarbeiter und die, in der deutschen Hinrichtungsstätte Berlin-Tegel und im Internierungslager Ketschendorf Verstorbenen. Die Umbettungen dauern bis heute an. Jahr für Jahr erhalten noch Opfer des Zweiten Weltkrieges in Halbe ein würdiges Grab. Seit der Wende wurden hier rund 2 200 Tote beigesetzt.
Seit dem Jahr 2002 hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. die Pflege der größten und bedeutendsten Anlage in Brandenburg übernommen. In Abstimmung mit den verschiedenen zuständigen Institutionen wurden seitdem behutsam verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung und Instandhaltung des Allgemeinzustandes der Friedhofsanlage durchgeführt.
So wurden nach und nach die verwitterten und teils nicht mehr lesbaren Grabzeichen ersetzt und ergänzt, die Belegungsflächen neu begrünt, Symbolkreuzgruppen aufgestellt und ein Gerätehaus errichtet. Im Jahr 2004 wurden im Block 9 insgesamt 49 Namenplatten mit den rund 4 600 Namen der bekannten Opfer des Lagers Ketschendorf aufgestellt. Die ursprünglich mit Schlacke befestigten und zu starken Auswaschungen neigenden Wege wurden im Jahr 2006 durch Wege mit einer standfesten, wasser gebundenen Wegedecke ersetzt. Im Jahr 2008 baute man die ursprüngliche Zufahrt (Ernst-Teichmann-Straße) auf eine Breite von 2.50 m zurück und verlagerte die PKW-Parkplätze sowie eine Halte- und Wendemöglichkeit für Busse auf Höhe des Zuganges zum Gemeindefriedhof. Parallel dazu erfolgte die Anlage einer Wirtschaftszufahrt sowie von Behindertenparkplätzen im rückwärtigen Teil des Waldfriedhofes.
Seit dem 10. Mai 2012 bietet der Volksbund auf dem Waldfriedhof in Halbe einen elektronischen Friedhofsführer an. Besucher der Kriegsgräberstätte können sich von einem Audio-Guide führen lassen und Fakten zur Kesselschlacht von Halbe im April 1945 erfahren.
Einen kostenlosen AudioGuide sowie weitere ausführliche Informationen zum Waldfriedhof Halbe finden Sie hier auf unserer Internetseite.
Bilder von Halbe
Karte der Kriegsgräberstätten
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Landesinformation für Deutschland
Kriegsgräberabkommen in Deutschland
Die Gestaltung, der Bau, die Pflege und Unterhaltung von Kriegsgräberstätten wurden im Inland durch die Bundesregierung im "Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"(Gräbergesetz) sowie in der "Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz? (Gestaltungsrichtlinie Inland) festgeschrieben. Demnach wurde die Herrichtung, Pflege und Unterhaltung der Kriegsgräber im Inland den einzelnen Bundesländern übertragen. Die Länder delegieren die Aufgaben zur Pflege und Instandsetzung der Kriegsgräber in aller Regel an die nachgeordneten Verwaltungseinheiten (Friedhofsträger). Aufgrund der seitens der Bundesregierung vorgenommenen Aufgabenteilung ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Inland nur beratend tätig, setzt sich jedoch im Rahmen des Möglichen und in Zusammenarbeit mit den Friedhofsträgern für die Erhaltung und Pflege der Kriegsgräberstätten im Inland ein.