KriegsgräberstättenZur Kartenansicht wechseln
Nazareth
In Nazareth befindet sich die wohl interessanteste Kriegsgräberstätte des Ersten Weltkrieges in Israel. Bereits während des Krieges waren neben dem Hospital "Zur Heiligen Familie" (Holy Family Hospital) der österreichischen Barmherzigen Brüder, das damals als "Kaiserlich Deutsches Feldlazarett 213" diente, 51 gefallene bzw. verstorbene deutsche Soldaten, darunter sehr viele Flieger, bestattet worden. Die anderen deutschen Gefallenen lagen über das ganze Land verstreut in kleinen Friedhöfen oder Einzelgräbern. Außer dem kleinen Friedhof in Jerusalem und den Gräbern der Kriegsgefangenen auf den britischen Friedhöfen waren die deutschen Soldatengräber in sehr schlechtem Zustand. Die britische Mandatsregierung, die durch die Versailler Verträge (Artikel 225 des VI. Teils) verpflichtet war, für alle Soldatengräber zu sorgen, einigte sich im Dezember 1928 mit dem deutschen Generalkonsul, in Nazareth einen zentralen deutschen Soldatenfriedhof zu bauen, auf dem alle im Mandatsgebiet (Palästina und Transjordanien) gefundenen deutschen Gefallenen beigesetzt werden sollten – außer den schon in Jerusalem und den britischen Soldatenfriedhöfen Bestatteten. Der Hochkommissar kaufte 1934 von den österreichischen Brüdern ein 1200 qm großes Stück Land, das sich östlich an den deutschen Soldatenfriedhof anschloss. Dieses Grundstück wurde dann für 999 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet.
Im Mai 1931 erklärte sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., dessen Bauabteilung damals in München lag, bereit, die Kosten für die Errichtung des Friedhofs zu tragen. Der bekannte Architekt des Volksbundes, Robert Tischler, übernahm die Planung. Die Bauarbeiten begannen 1934. Am 30. Juni 1935 konnte der Friedhof eingeweiht werden.
Der ehemalige Soldatenfriedhof, der nun vor dem neuen Friedhof lag und durch den man zu diesem neuen Friedhof gelangt, wurde den Barmherzigen Brüdern als "Klosterfriedhof" überlassen. Schon im Jahr danach brach in ganz Palästina der arabische Aufstand aus. Das Gelände um den Friedhof wurde von englischen Truppen besetzt. Deutsche konnten den Friedhof kaum noch besuchen. In all den schweren Jahren kümmerten sich die österreichischen Brüder treu um den deutschen Friedhof. Über den spanischen Konsul in Jerusalem standen sie noch bis zum Ende des 2. Weltkrieges mit dem Auswärtigen Amt in Berlin in Verbindung. Der Friedhof wurde in den Jahren durch zwei Erdbeben, durch den problematischen Boden (unterirdische Flüsse) und nicht zuletzt durch Vandalismus und Diebstähle schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Im Jahre 1959 übergaben die österreichischen Brüder das Hospital und damit auch die Sorge um den deutschen Friedhof an ihre italienischen Mitbrüder von der Mailänder Provinz. Nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel wurden 1967 und 1982 große Reparaturarbeiten durchgeführt. Der Ingenieur dieser Arbeiten, Anis Srouji, blieb daraufhin auch für die Pflege verantwortlich. Kardinal Höffner spendete 1982 einen neuen Glockenstuhl und einen Motor zum Läuten der Glocke (größte Glocke im Heiligen Land!).
Mit Fertigstellung der großen Reparaturen begann 1984 die Deutsche Botschaft, jährlich eine Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Friedhof von Nazareth abzuhalten. Zu dieser Feier erscheinen auch die Vertreter aller befreundeten Nationen (vor allem Militärattachés).
Seit den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg finanziert der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. die Pflege des Friedhofs – einschließlich des "Klosterfriedhofs". Seit dem Jahre 2002 betreut Dr. Norbert Schwake, der frühere Chefarzt der Geriatrie im Holy Family Hospital, den Friedhof.
Bilder von Nazareth
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Landesinformation für Israel
Türken und deutsche Verstärkungen haben im Ersten Weltkrieg versucht, England an seiner empfindlichsten Stelle, dem Suez-Kanal, zu bekämpfen. Die bis zum Kanal vorgeschobenen Stellungen mussten nach und nach zurückgenommen werden. Nazareth war damals Sitz des Gruppenkommandos des Heeres und vieler Stäbe. Hier wurden damals die 416 deutschen Gefallenen auf dem Friedhof der österreichischen Mönche des Klosters der Barmherzigen Brüder beerdigt.