KriegsgräberstättenZur Kartenansicht wechseln
Salzgitter - Lebenstedt, Ehrenfriedhof Jammertal
Auf diesem Friedhof sind - nach dem neuesten Forschungsstand der Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte- etwa 4000 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus 15 Nationen, auch aus Deutschland, im Zeitraum 1943 - 1951 bestattet worden. Er ist heute die zentrale Gedenkstätte der Stadt Salzgitter.
Sie starben an den Folgen der Zwangsarbeit, KZ-Haft, Krankheit, Unterernährung, katastrophalen Lagerbedingungen sowie menschenverachtender Behandlung, Folter und Mord vor allem im Arbeitserziehungslager 21 Hallendorf. Etwa tausend Häftlinge wurden dort zu Tode misshandelt.
Zunächst wurden sie auf dem heutigen Ehrenfriedhof Westerholz wenige hundert Meter nordwestlich von Hallendorf beigesetzt. Als diese Begräbnisstätte später die zunehmende Zahl der Toten nicht mehr fassen konnte, wurde in der östlich von Lebenstedt gelegenen Gemarkung Jammertal der gleichnamige Friedhof eingerichtet, auf dem vom 23. Juli 1943 bis zum 7. April 1945 2437 Beerdigungen stattfanden.
Mehr als 700 weitere Todesopfer wurden zunächst auf verschiedenen Gemeindefriedhöfen im Stadtgebiet beigesetzt und nach Ende des Krieges nach Jammertal umgebettet. Weiterhin wurden bis 1951 ausländische ehemalige, vornehmlich ost- und südosteuropäische Zwangsarbeiter, darunter viele Kinder, die nach ihrer Befreiung in den sog. Displaced Persons Camps verstarben, hier beigesetzt. Gleichzeitig wurden vornehmlich westeuropäische Verstorbene in ihre Heimatländer überführt oder auf andere Ehrenfriedhöfe in Deutschland umgebettet.
Wie viele Menschen insgesamt während der nationalsozialistischen Herrschaft in Salzgitter ihr Leben ließen, ist heute nicht mehr genau festzustellen.
Heute ruhen auf dem Friedhof Jammertal noch mehr als 3000 Menschen, von denen die meisten mittlerweile namentlich bekannt sind, auch von dem Gräberfeld der 492 Unbekannten. Ebenso sind von den im Kindergräberfeld ruhenden Kindern 244 Namen bekannt.
Bereits im September 1946 wurde auf der Begräbnisstätte Jammertal ein Ehrenmal geweiht. Ein weiterer Obelisk enthält eine polnische Inschrift, außerdem wurde zum Gedenken an jüdische Mitbürger ein Mahnmal errichtet. Neben einem sowjetischen Mahnmal, erstellten Angehörige aus Litauen, Lettland und Estland individuelle Grabsteine. Diese Grabsteine sind heute nicht mehr vorhanden. Sie wurden bei der Umgestaltung des Friedhofes in den 70er Jahren entfernt. Ein Kreuz mit französischer Inschrift ist den deportierten Franzosen gewidmet.
Im Eingangsbereich des Ehrenfriedhofs Jammertal steht ein aus fünf Steinen bestehendes Mahnmal, auf denen jene Länder aufgeführt sind, aus denen die Toten stammten und die Zahl der Toten mit 2790 angibt. Diese Zahl ist allerdings durch neueste Forschungsergebnisse überholt.
Eine Veröffentlichung über die Geschichte dieses Friedhofs, die auch erstmalig eine Namensliste der dort Beerdigten enthält, ist 2007 von der Leiterin des Arbeitskreises Stadtgeschichte, Elke Zacharias veröffentlicht worden. (Elke Zacharias: Ein Ort mit Geschichte. Ausländerfriedhof Jammertal in Salzgitter-Lebenstedt. Hrsg v. Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V., Salzgitter 2007, 123 Seiten.)
Seit November 2011 stehen am Friedhofseingang neue Informationstafeln zur Geschichte der Begräbnisstätte sowie fünf Metallbücher, die - mit Forschungsstand 2011 - die etwa 4000 Namen aller einmal auf diesem Friedhof Bestatteten oder heute noch hier Ruhenden dokumentieren.
Fotos: Volker Fleig 2014
Quellenhinweise & Weiterführende Informationen
- zum Lagersystem bei den "Reichswerken Hermann Göring" für Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Kz-Häftlinge, zum berüchtigten Gestapo-Lager 21 sowie
- zum Schicksal der hier Ruhenden siehe die nachfolgenden Webseiten:
- www.salzgitter.de/stadtleben/kultur/stadtgeschichte/jammertal.php
- www.gedenkstaette-salzgitter.de/
- www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/
- www.gedenkstaette-salzgitter.de/lager21.htm
- www.salzgitter.de/tourismus/sehenswertes/KZ_Druette.php
- www.salzgitter.de/tourismus/downloads/llIudg69.pdf
Bilder von Salzgitter - Lebenstedt, Ehrenfriedhof Jammertal
Karte der Kriegsgräberstätten
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Landesinformation für Deutschland
Kriegsgräberabkommen in Deutschland
Die Gestaltung, der Bau, die Pflege und Unterhaltung von Kriegsgräberstätten wurden im Inland durch die Bundesregierung im "Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"(Gräbergesetz) sowie in der "Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz? (Gestaltungsrichtlinie Inland) festgeschrieben. Demnach wurde die Herrichtung, Pflege und Unterhaltung der Kriegsgräber im Inland den einzelnen Bundesländern übertragen. Die Länder delegieren die Aufgaben zur Pflege und Instandsetzung der Kriegsgräber in aller Regel an die nachgeordneten Verwaltungseinheiten (Friedhofsträger). Aufgrund der seitens der Bundesregierung vorgenommenen Aufgabenteilung ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Inland nur beratend tätig, setzt sich jedoch im Rahmen des Möglichen und in Zusammenarbeit mit den Friedhofsträgern für die Erhaltung und Pflege der Kriegsgräberstätten im Inland ein.